Die Ferienbande (2)
und das voll gemeine Phantom


 

Boah, wie gemein: Einfach aus dem Hinterhalt wird die Kunstlehrerin Frau Schnabel von einem Unbekannten brutal in der schuleigenen Turnhalle niedergemetzelt. Eine unheimlich fiese Eröffnungssequenz also, die den Auftakt für die Hörspiel-Parodie des Comedy Duos Kai & Sven bildet. In Die Ferienbande und das voll gemeine Phantom müssen Bernd, früher genannt Beate, Baul, Bröckchen, Babsi und Bambi aber nicht nur ihren ersten richtigen Fall lösen, auch Synchronsprecherin Veronika Neugebauer, die seit mehr als 140 Folgen die Kommissars-Tochter Gaby Glockner mimt, hat wohl selbst in ihren besten TKKG-Zeiten nie derart eins auf die imaginäre Mütze bekommen. Als erster von insgesamt zwei Mordopfern des altehrwürdigen Internats, wird der um Gnade winselnden Neugebauer alias Schnabel in bester Splattermanier der Garaus gemacht: Erwürgt, erstochen, verätzt, verbrannt und ertränkt. Wirklich kein schöner Anblick, findet sogar der ermittelnde Kommissar Tappert, froh, daß seine schweren Tränensäcke ihm den halben Blick für die Schlachtplatte verstellen: Das ist eindeutig ein Sportunfall. Nachdem die gefährliche Idiotensekte schnell als verdächtig ausscheidet und der einzige Täterhinweis ein zwei mal zwei Meter großes Ölgemälde im Goldrahmen ist, nehmen die übereifrigen Mitglieder der Ferienbande ihre Ermittlungen auf.

Was wie ein unzensiertes Tonstudio Braun-Hörspiel beginnt, spottet spätestens nach vier Tracks nicht nur jeglicher Kassettenkindersozialisation. Vielmehr braucht es keine Viertelstunde, bis von Geisterjäger John Sinclair über die Drei Fragezeichen bis hin zu Derrick, den Malen nach Zahlen-Bildern sowie den legendären YPS-Heften - man denke zum Beispiel an die lebenden Urzeit-Krebse - sämtliche heißgeliebte Unterhaltungsmedien der 1980er Generation durch den Kakao gezogen wurden.
Aber nicht nur das. Zu allem Unglück treffen Sportskanone Bernd, Sachsenbaul, Vielfraß Billy, die immerscharfe Babsi und ihr monoton bellender Köter Timmy, äh Bambi, auch noch auf das Trio des Ersten, Zweiten und so weiter, mit Sprecher Andreas Fröhlich in der Pool-Position. Allen Recherche- und Archiv-Erfolgen zum Trotz darf sich der ewig Dritte jetzt zum ersten Mal als besserwissendes Oberhaupt der
anderen Bande präsentieren, die sich am liebsten den Titel Superfüchse auf die Detektivfahnen schreiben und die Ferienbande nach Mikronesien schicken würde. Doch natürlich kommt alles ganz anders. Zwei Tage nach dem Verbrechen an Frau Schnabel findet ein weiterer Laberfachlehrer den Tod durch das voll gemeine Phantom, ein anderer schwebt in akuter Gefahr. Höchste Zeit also, Pauker Nummer drei in Sicherheit zu bringen. Und wo könnte man den besser verstecken als in einem Leuchtturm. Der gehört selbstverständlich Nymphomanin Babsi, die bekanntlich auf alles abfährt, was irgendwie phallusartige Züge trägt, zumindest will es dieses Hörspiel so.

Die Sprecher

Erzähler: Matthias Keller
Bernd: Sven Buchholz
Baul: Kai Schwind
Bröckchen: Sven Buchholz
Babsi: Chris Peters
Frau Schnabel: Veronika Neugebauer
Architektur-Experte: Stefan Sprang
Herr Schindler: Rainer Dachselt
Schülerin: Katrin Wiegand
Kleiner, dicker, nerviger Junge: Hennes Bender
Kommissar Tappert: Matthias Keller
Soko Assistent Draeger: Monty Arnold
u.a.

Produktion: Kai und Sven / Hufsound
Regie: Kai Schwind
Buch: Kai Schwind und Katrin Wiegand
Technik und Schnitt: Sven Buchholz
Musik: Viktor Weimer, Lead-Gitarre: Niko Efthymiou

Produziert in den Hufsound Studios 2004 / 2005

Die Frage, ob unsere Freunde den Fall am Ende wirklich lösen können, ist schnell beantwortet: Ja, sie können und zwar unter großem Gelächter. Nicht wirklich überraschend, auch wenn im Vorfeld noch verschiedene Bewährungsproben in Form von mysteriösen Rätseln, unterirdischen Gängen und wilden Verfolgungsjagden zu überstehen sind. Fest steht, diese Produktion hat einfach alles oder besser gesagt: Von allem ein bißchen, weshalb man den Machern Kai Schwind und Sven Buchholz getrost zustimmen kann, daß hier die dunkle Seite der Hörspielkassetten präsentiert wird. Wie schon der erste Teil Die Ferienbande und ihre entsetzlichen Ferien wartet auch das zweite Abenteuer mit zahlreichen bekannten Stimmen aus Funk und Fernsehen auf, was neben durchdachten Dialogen, immerwährenden Anspielungen und Querverweisen und einer, so die Coverbeschreibung, echten Autoverfolgungsjagd wesentlich zur Qualität der Folge beiträgt.
Mit 79 Minuten Spielzeit, einer empfohlenen Altersfreigabe ab 12 Jahre und einer wirklich ansprechenden Aufmachung ist das
Voll gemeine Phantom die perfekte, weil augenzwinkernde Synthese eines jahrzehntelangen und dabei ungebrochenen Hörspielbooms auf MC, der die erwachsenen "Kinder" von heute selbst im Zeitalter von CD und MP3 in ihren (allabendlichen) Bann zieht.

www.ferienban.de

Petra

Zurück zu den Hörspielrezensionen

[Home][Hörspiel-News][Hörspiel-Events][Hörspielhelden][Hörspielsammlung][Hörspiel-Links][Interaktiv]