Vor gut einem Jahr erregte das Projekt "Kleine Fische" Aufsehen bei Hörspielfreunden und -kritikern: Sebastian Kuboth, damals noch Schüler, hatte ein Ensemble bekannter Schauspieler und Sprecher um sich versammelt, um zahlreichen "klassischen" bayerischen Fernseh- und Hörspielserien zu huldigen. Die Resonanzen auf das Hörspiel waren sehr gut, und mittlerweile ist die CD sogar in einigen Münchener Buchhandlungen erhältlich.  Gespannt erwartete man also eine Fortsetzung der Geschichten um die jungen Münchener Jaro und Fonse. Jetzt liegt sie in einer Rohfassung vor und wird voraussichtlich noch im Dezember dieses Jahres auf CD erscheinen.



Hansi Kraus als ewig nörgelnder Graslbauer

Jaroslav Schaschlik, pardon, Mromchich und sein Spezl Fonse Hirschmeister haben sich in ihrer Wohngemeinschaft gut eingelebt und verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit Besorgungen für ältere Menschen. Bald müssen sie aber feststellen, daß es mit nur einem Fahrrad schwierig ist, all diese Besorgungen zu organisieren. Als sie bei ihren Kunden nach gebrauchten Fahrrädern fragen, beschließen sie, für die vielen alten Gegenstände, die sie in den Kellern ihrer Kunden finden, einen Straßenverkauf zu organisieren. So kommen sie schließlich zu Geld und erwerben beim zwielichtigen "Wilden Peter" ein gebrauchtes Fahrrad. Aber war da nicht erst kürzlich etwas über eine Serie von Fahrraddiebstählen zu hören? Und was kann man gegen den ewig nörgelnden Nachbarn Horst Graslbaur unternehmen?



Erzähler Gerhard Acktun

Das Hörspiel beginnt so, wie es beginnen muß: Nach einer kurzen, herzlichen Einleitung von Erzähler Gerhard Acktun folgt prompt ein "Solo" eines sturzbetrunkenen Horst Graslbaur (wieder grandios gesprochen von Hansi Kraus). Der Choleriker Graslbaur zählte bereits im ersten Teil zu den beliebtesten Charakteren -- und Hansi Kraus darf man wohl getrost als eines der Aushängeschilder der Kleinen Fische bezeichnen.

Ähnlich wie in "Rumdackln" winden sich auch bei "Des Neie Radl" zahlreiche kleine, alltägliche Geschichten um die eigentliche Handlung. Diese Nebenhandlungen werden nun aber eleganter eingebettet, so daß die Haupthandlung geradliniger erscheint. Der episodenhafte Charakter des Erstlings ist aber nach wie vor vorhanden.  

Mit Zitaten und Anspielungen wird wieder einmal nicht gespart. Viele Szenen wecken Erinnerungen an die klassischen "Feuchtgrubers" aus der Feder Willy Astors. Daneben finden sich auch wieder zahlreiche Querverweise zu "Meister Eder und sein Pumuckl". Vor allem die im Debüt oft belächelte Frau Maurer macht dabei eine deutlich bessere Figur: Wenn sie beim Straßenverkauf den Kriminalroman "Der falsche Gasmann" entdeckt und kurz darauf ein seltsames Gurren von sich gibt, hat man gleich jene denkwürdigen Szenen mit Rosl Mayr aus "Pumuckl" vor Augen. Ein ortsunkundiger Franke erinnert an Bernd Regenauers "Metzgerei Boggnsagg", Hörspielhelden interessieren sich auf dem Flohmarkt für Schallplatten, und, und, und...

Im Vergleich zu "Rumdackln" fällt auf, daß sämtliche Sprecher unglaublich an Qualität zugelegt haben. Hier zahlt sich aus, daß das Ensemble mehr Zeit im Studio zur Verfügung hatte, und daß einige der Darsteller im Vorfeld professionelles Sprechtraining in Anspruch nahmen.  
Besonders hervorheben muß man an dieser Stelle Lukas Beyerle, der in seine Rolle als Fonse sehr gut hineingefunden hat. Vor allem bei einem Streit zwischen Fonse und Graslbaur ist der vormals eher ruhige Sprecher kaum wiederzuerkennen.  



Drehbuchautor und Produzent
Sebastian Kuboth

Die Stimme von Erzähler Gerhard Acktun klingt um einiges wärmer als in der ersten Folge; die leicht hektische Grundstimmung von "Rumdackln" ist damit passé, und das tut dem Flair von "Des Neie Radl" sehr gut.

Auch der im ersten Teil gelegentlich kritisierten Hintergrundgeräusche hat man sich angenommen und so eine zwar ruhige, aber vor allem glaubwürdige Atmosphäre geschaffen. Bei der für diese Rezension vorliegenden Rohfassung fehlt noch die Musik, aber es darf wohl davon ausgegangen werden, daß man auch hier weitere Fortschritte machen konnte.

 



Hansi Kraus und Gerhard Acktun zwischen den Aufnahmen (v.l.n.r.)

Nach dem guten "Rumdackln" hinterläßt "Des Neie Radl" bereits in dieser frühen Fassung einen hervorragenden Eindruck. Handlung, Sprecher, Szenerie -- alles ist stimmig und rund. Das Hörspiel verbreitet gute Laune, auch wenn (oder gerade weil) es auf Klamauk verzichtet und stattdessen eine entspannte Stimmung zeichnet. Gerade dieser entspannte und leise Humor erweist sich wieder als die größte Stärke der Kleinen Fische.

"Des Neie Radl" ist für das ganze Ensemble der Kleinen Fische ein großer Schritt nach vorne. Allen Hörspielfreunden möchte ich die CD uneingeschränkt empfehlen!

 

Weitere Informationen können der offiziellen Webseite des Autors und Produzenten Sebastian Kuboth entnommen werden.

Florian (November 2006)

 

Sprecherliste

Erzähler . . .

 . . . Gerhard Acktun

Jaroslav Mromchich, genannt Jaro . . .

 . . . Matthias Schreiner

Michael Alfons Hirschmeister, genannt Fonse . . .

 . . . Lukas Beyerle

Horst Graslbaur . . .

 . . . Hansi Kraus

Wachtmeister Heinz Grüner . . .

 . . . Winfried Frey

Wachtmeister Georg Göbel . . .

 . . . Werner Zeussel

Frau Graser . . .

 . . . Balbina Brauel

Heinrich Hirschmeister . . .

 . . . Josef Vossenkuhl

Gerda Hirschmeister . . .

 . . . Michèle Tichawsky

Frau Sasshofer . . .

 . . . Claudia Burges

Kramer Schober . . .

 . . . Michael Numberger

Peter Wilde . . .

 . . . Anno Koehler

Frau Grobeder . . .

 . . . Sabine Gutberlet

Herr Moser . . .

  . . .Hubert Münster

Hamburger . . .

 . . . Robert "Goofy" Wegner

 

Produktionsstab

Buch und Regie: Sebastian Kuboth und Gerhard Acktun
Musik: Lukas Jacobi
Aufnah
me: Manuel Bahlmann
Pressearbeit: Heldenmedien
Produktionsleitung: Lukas Jacobi
Aufnahmeleitung: Sebastian Kuboth, Lukas Jacobi


 

 

 

 

 

 


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